Freitag, August 31, 2007

Bullauge 11


Das Bullauge 11 ist raus. Einfach auf das Bild klicken und runterladen!

Ich bin grade auf dem Sprung nach Hermanus. Ein paar Kilometer die Küste Richtung Osten. Mit der Jugendgruppe aus der Gemeinde bleiben wir dort über das Wochenende. Bitte betet für eine gute Zeit. Für mich ist es eine gute Möglichkeit die Teenager besser kennen zu lernen. Ich werde ein paar Bilder machen und bereichten, wie es war ...

Montag, August 06, 2007

Wochenende


Wieder mal ein interessantes Wochenende mit vielen interessanten Menschen erlebt. Am Samstag bin ich nach einer kleinen Putz und Einkaufaktion zu David nach Claremnot (Dieses Schild habe ich schon so oft gesehen und wollte es euch diemal nicht ersparen) dann sind wir gemeinsam nach Paarl gefahren – etwa eine Stunde Fahrt. David's Adoptivfamilie wohnt dort in einem Schwarzenviertel, einem Township*. Es war wieder einmal stark zu spüren in welchem Zustand sich Südafrika noch befindet. Es ist sehr unüblich, dass ein weißer Mann ganz normal durch die Straßen läuft. Darum schaute mir jeder nach. Eine Frau wollte wissen, ob ich nicht Angst habe, ein betrunkener Mann schüttelte mir die Hand und sagte, dass Südafrika ein Land der Einheit zwischen Schwarz und Weiß werden muss.

Ich lernte Davids erweiterte Familie kennen. Drei Frauen gaben sich als seine Mutter aus, ein Ehepaar als seine Stiefgroßeltern. Viele sind seine Geschwister und alle im Dorf sind seine Nachbarn, obwohl er dort schon seit vielen Jahren nicht mehr lebt. Und alle haben mich begrüßt, als wäre ich selbst Teil der Familie. Mal sehn, vielleicht werde ich bei meinem nächsten Besuch auch als Teil der Familie und Nachbarschaft vorgestellt. Wundern würde es mich nicht.

Heute Morgen hat mich die Predigt stark ermutigt mal wieder neue Leute kennen zu lernen. Es ging darum, dass die Gemeindeleitung eine Vision erarbeitet hat, in der es verstärkt darum geht in der Umgebung postitiv Einfluss zu nehmen. Bedarf gibt es in diesem Stadtteil genug. Ich saß z.B. neben einem Obdachlosen – Janny.

Janny kommt ab und zu in den Gottesdienst. Er hat offensichtlich ein Alkoholproblem, für das er wollte dass ich bete. Er will auch zu seiner Familie, die einige hundert Kilometer entfernt lebt. Die Reise kostet für südafrikanische Verhältnisse viel Geld. Was ist wenn ich ihm Geld gebe? Tritt er dann wirklich die Reise an? Ich habe ihm geraten jeden Tag einen Groschen zurück zu legen. Dann kann er in einem halben Jahr mit dem Zug zu seiner Familie. Erst recht wenn er mit dem Trinken aufhört kann er vielleicht schon in wenigen Wochen die Reise antreten. Ich sagte auch, dass ich ihm gerne helfen werde, wenn ich in zwei Wochen sehe, dass er mit dem Sparen begonnen hat. Ich frage mich, was würde Jesus tun?

Nach dem Gottesdienst klingelte es an der Tür. Ein Mann hatte eine ganze Geschichte parat. Bernhard lebt auf der Straße und braucht dringend Geld, um zu seiner Familie zurück zu kehren. Was seine Geschichte angeht stellte ich ihm viele Fragen, um zu testen, ob die Geschichte wahr ist. Ich glaube nicht. Ich habe ihm trotzdem was gegeben. Vielleicht kommen sie morgen in Schwärmen an meine Haustür.

Nach einem langen Tag unterwegs, hielt ich bei McDonalds in Tokai. Während ich im Drive-In meine Bestellung aufgebe fährt ein Radfahrer an mir vorbei und hält seine Hand in Bettelpose. Ich frage den Kerl an der Kasse ob ich dem Bettler was geben soll? "Nein", sagt dieser, "der kann arbeiten, wie ich es tue." Recht hat er. Der Typ an der Kasse und ich kommen ins Gespräch. Andrew will Geld verdienen, um zu studieren. Seine Eltern können es sich nicht leisten. Seine Schwester hat ein Kind bekommen und sein Vater muss nun die Schwester, das Kind und den dazugehörigen Mann ernähren. Andrew macht also das Beste aus seiner Situation. Solch eine Motivation kann ich bei dem Bettler auf dem Fahrrad nicht erkennen. Es stellt sich heraus, dass Andrews Vater ein Pastor in der Nähe ist. Andrew geht im Moment durch ein Glaubenstief und geht nicht mehr zur Kirche. Wenn ich ihn dort nochmal treffe, habe ich mir vorgenommen, will ich ihn in unseren Gottesdienst einladen. Dem Bettler auf dem Fahrrad habe ich einen Cheeseburger in die Hand gedrückt.

*In einem früheren Beitrag erzählte ich, dass ich Davids Familie in einem Ort namens Guguletu besucht habe. Das liegt daran, dass David in mehreren Familien aufgewachsen ist. Es ist tatsächlich schwer durch eine solch bewegte Vergangenheit durchzusteigen aber für viele Afrikaner ist es normal, dass sie bei ihren Großeltern oder anderen Verwandten, Bekannten oder Nachbarn aufwachsen und dann durchgereicht werden.